Antrag der LINKEN im Rat der Kolpingstadt Kerpen: Schüler*innenbeförderung in Pandemiezeiten

Annetta Ristow

Als Vertreterin der LINKEN im Kerpener Rat beantrage ich:

Die Verwaltung wird beauftragt, gemeinsam mit den Kerpener Schulen und der Kreisbusgesellschaft REVG ein Konzept für die Schüler*innenbeförderung im ÖPNV/Schüler*innenspezialverkehr in Kerpen zu entwickeln, das die Möglichkeit mit einbezieht, den Schulbeginn für einen Teil der zu Unterrichtenden auf die zweite Schulstunde zu verlegen. Die Umsetzung sollte so rasch als möglich, etwa nach den Herbstferien vor Beginn der kalten Jahreszeit, erfolgen.

Begründung: Vor dem Hintergrund, dass gerade bei An- und Abreise im Schüler*innenverkehr Hygieneregeln nicht immer eingehalten werden können, ist aus Sicht der LINKEN der derzeit bestehende Spielraum, die Schule zwischen 07:30 und 08:30 Uhr beginnen zu lassen, nicht ausreichend. Er sollte zum Zweck einer weiteren Entzerrung des Fahrgastaufkommens ausgedehnt werden, um den sonst betriebenen Hygieneschutz nicht zu konterkarieren. Dass für den ÖPNV die 1,5 m Abstandsregelung nicht praktikabel ist, da Personal und Busse fehlen, ist bekannt. 1000 zusätzliche Busse in NRW einzusetzen, bringt angesichts der Schüler*innenzahlen in NRW auch keine Entlastung. Auch der Hinweis, möglichst mit dem Fahrrad, zu Fuß oder im privaten PKW den Schulweg anzutreten, ist nur ein Zeichen von Hilflosigkeit, das Problem zu lösen.

Schule ist ebenso eine Großveranstaltung wie der Besuch eines Fußballspiels in der Bundesliga. In der Diskussion über eine Teil-Rückkehr der Fans in die Stadien in Pandemie-Zeiten schreibt zu Überlegungen von Konzeptvorstellungen der Tagesspiegel am 02.07.2020: „Zur Verringerung des Infektionsrisikos soll die Anreise zum Stadion nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr erfolgen.“[1]

Wenn Schule in Pandemie-Zeiten als Präsenzunterricht möglichst aufrecht erhalten werden soll, und wir andererseits lernen müssen, mit der Pandemie zu leben, muss sich auch die Schule durch Maßnahmen wie einen systematischen Schulbeginn erst zur zweiten Stunde nach der Decke strecken, um ein Hygiene-Nadelöhr wie den Schulbusverkehr gar nicht erst entstehen zu lassen.

Der Nebeneffekt: Ein Schulstart um 09:00 Uhr ist für die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit des Großteils der Schüler*innen aufgrund von chronobiologischen Untersuchungen sowieso dienlicher. Schlafmediziner fordern daher schon lange ein Umdenken. Die Pandemie bietet so auch Chancen, alte Zöpfe abzuschneiden und moderner, weil menschengemäßer, zu werden.

Ich bitte um Behandlung im Schulausschuss am 26.08.2020 und im Rat am 08.09.2020.

 


[1] Tagesspiegel, 02.07.2020, Dürfen bald wieder Zuschauer zum Fußball?