Neuer Vorstand des Stadtverbands DIE LINKE. Kerpen

Vorstand SV DIE LINKE. Kerpen

Auf ihrer Mitgliederversammlung im soziokulturellen Zentrum in Kerpen-Horrem wählten die Mitglieder der Partei DIE LINKE. Kerpen am vergangenen Freitag, den 08.04.2022 ihren neuen Vorstand. Mit einstimmiger Mehrheit wurde Dr. Jürgen Greggersen aus Kerpen-Horrem  als Stadtverbandssprecher wiedergewählt. Als Beisitzer*innen wählte die Versammlung Annetta Ristow, Franz Harmeyer, Georg Riemann und Thomas Ristow ebenfalls mit einstimmiger Mehrheit.

In Fortsetzung zur Arbeit des bisherigen Vorstands, widmen sich auch die neuen Mitglieder einer Politik, die die Veränderung der Gesellschaft zum Ziel hat. Jürgen Greggersen betonte, dass eine Wirtschafts- und Gesellschaftsform, deren Grundlagen ausschließlich auf grenzenlosem Wachstum und Gewinnsteigerung beruhe und zu diesem Zweck Menschen und Umwelt schonungslos ausbeute, letztendlich nur in einer Katastrophe von Gewalt und Chaos enden könne. Nur durch Kooperation und Solidarität unter den Menschen sei ein dauerhaft friedliches und lebenswürdiges Dasein für alle möglich. In diesem Sinne sieht DIE LINKE. Kerpen es auch weiterhin als ihre Aufgabe an, auf bestehende Ungerechtigkeiten für die Menschen sowie auf politische Fehlentwicklungen in unserer Kommune aufmerksam zu machen und die Bürger zu ermutigen, selbst kritisch Stellung zu beziehen, um eine soziale, gerechte und demokratische Zukunft zu gestalten.

Sprecher

Jürgen Greggersen (Foto: Thomas Ristow)

Vorstandsmitglied

Annetta Ristow (Foto: Thomas Ristow)

Vorstandsmitglied

Franz Harmeyer (Foto: Thomas Ristow)

Vorstandsmitglied

Georg Riemann (Foto: Thomas Ristow)

Vorstandsmitglied

Ich finde, in politischer Hinsicht gilt es, auch für uns als LINKE, vordringlich darum, sich für ein fortschrittliches modernes Welt- und Menschenbild als Basis unserer Politik einzusetzen. Es ist schon lange nicht mehr das Proletariat und sein Prototyp der männliche, weiße, heterosexuell orientierte erfolgreiche Malocher, gewerkschaftlich organisiert und vollzeitbeschäftigt in der Industrie, politisch im Dunstkreis der Sozialdemokratie stehend und mit einer geradlinigen Erwerbsbiographie ausgestattet der Art Ausbildung bei der Firma X – Arbeit bei der Firma X – Rente mit Betriebsrente von der Firma X, sich privat natürlich einen Teufel scherend um die tägliche Sorge- und Pflegearbeit in seiner Familie, der der zeitgemäße Prototyp unserer Bemühungen als DIE LINKE zu sein hat. Denn die Wirklichkeit sieht schon lange anders aus. Die Wirklichkeit ist, dass immer mehr Menschen im Prekariat leben, mit gebrochenen Erwerbsbiographien ausgestattet sind, teilzeitbeschäftigt und ohne Betriebsrentenansprüche ausgestattet, dass sie weiblich sind, nicht zwangsläufig heterosexuell, dass sie migrantisch geprägt sind, sich der Doppelbelastung, einerseits erwerbspflichtig in unserer kapitalistisch organisierten Arbeitswelt sein zu müssen und andererseits zuständig für die tägliche Sorge um die Familie sein zu müssen, nicht entziehen können usw. Es ist also nicht mehr das Proletariat, sondern das Prekariat in unseren Städten und deren Lebensnöte, Frustrationen und Existenzsorgen oder Ohnmacht, welches den Ausgangspunkt unserer politischen Arbeit bilden muss und als Adressat unserer politischen Arbeit anzusprechen ist.

Und damit sind es auch nicht die herkömmlichen Konzepte der traditionellen Arbeiterbewegung, wie sie in den Gewerkschaften und Sozialdemokratie und leider auch noch in Teilen der LINKEN, bei uns, immer noch propagiert werden, die hier weiterhelfen, wenn wir als DIE LINKE nicht nur eine marginale linksreformerische Kraft in dieser Republik sein, sondern ihr auch zum Durchbruch in dieser Gesellschaft verhelfen wollen. Schnee von gestern, öde, langweilig – das ist das Festhalten an einer überkommenen 40-Stunden-Woche als alleiniges Arbeitsmodell, an der Vision eines über stetige Wachstumsraten finanzierten Wohlfahrtsystems als allein tauglichen gerechten Ausweg aus unserer sozialen und ökonomischen Krise, das ist der Glaube an die Notwendigkeit hierarchisch organisierter Sozial- und Wirtschaftsstrukturen oder eine bloß noch formal gelebte Demokratie mit allgemeinen Wahlen alle vier Jahre für die Bevölkerungsmehrheit und ansonsten Parlamentarismus mit dem üblichen Personal von sich selbst inszenierenden und versorgenden Berufspolitiker*innen eines Mehrparteiensystems samt ihren Lobbyist*innen an den Hebeln der Macht, Stichwort "postdemokratische Leere" – um nur diese zu nennen.

Zukunftsweisend sind in unserer Partei vertretene Konzepte wie das bedingungslose Grundeinkommen, das Arbeitsmodell der Vier-in-einem-Perspektive oder die Idee einer auf Bildung, frei von kapitalistischen Verwertungsmotiven angelegten, emanzipatorischen Gesellschaft. Oder zukunftsweisend ist auch die Lust daran, die Möglichkeiten, die technologischer Fortschritt, Horizonterweiterung durch Globalisierung oder das zu beobachtende immer stärker erwachende Selbstbewusstsein der Individuen, sich frei von traditionellen Autoritäten und den Gewohnheiten des Althergebrachten leben und entfalten zu wollen, uns bieten, für uns zu nutzen, uns anzueignen, statt die Entscheidung darüber, wie diese Möglichkeiten und von wem und in welchem Umfang diese genutzt werden dürfen, wie bisher allein den Mitgliedern der herrschenden Eliten und ihrer neoliberalen Ideologie zu überlassen.

Um hierfür zu werben, hieran mitzuwirken, dies umzusetzen in unserer Gesellschaft, auch und gerade im Kleinen hier an meinem Wohnort in Kerpen-Brüggen, bin ich 2009 vor 4 Jahren Mitglied der Partei DIE LINKE geworden.

Kerpen am 11. Mai 2013                                                         Text und Foto: Thomas Ristow