Der extreme Nachholbedarf an Sozialem Wohnungsbau in Kerpen verlangt eine Quote von 38 % für alle Neubaugebiete in Kerpen

Annetta Ristow (DIE LINKE. Kerpen)

Aufgrund des gestern im AK Regionalplanung des Kerpener Rats vorgestellten Kommunalen Handlungskonzepts Wohnen 2030 des Planungsbüros Jansen zum Thema sozialer Wohnungsbau und Wohnungsbedarf in Kerpen bis 2035 wird die Haltung der LINKEN massiv gestützt, die immer wieder die Festlegung einer Quote von mindestens 30% bis zu 50% für den mit öffentlichen Mitteln geförderten Wohnungsbau bei der Ausweisung von Neubaugebieten gefordert hat.

Bis 2035 wird in der Analyse des Stadtplanungsinstituts ein Wohnungsneubedarf von 2720 Wohneinheiten (= WE) für Kerpen ermittelt. Durch den Wegfall aus der Sozialbindung von mit öffentlichen Mitteln geförderten WE in Höhe von über 1000 WE seit 2009 bis 2035 wird weiter ein entsprechender Bedarf an neuen Wohnungen mit Sozialbindung ermittelt. Jährlich müssten als Ersatz dafür 58 WE in den nächsten 18 Jahren gebaut werden, empfiehlt das Planungsbüro. Für den Anteil an Sozialwohnungen hinsichtlich des ermittelten Wohnungsbedarfs bis 2035 in Kerpen heißt das u.E.: Das Planungsbüro empfiehlt eine Quote von ca. 38 % an sozialem Wohnungsbau in Neubaugebieten. Der Bedarf an Einfamilienhäusern wird dabei rückläufig sein. Der Bau von Geschoßwohnungsbauten muss demgegenüber zulegen, vor allem mit bezahlbaren kleinen Wohnungen für Menschen, die von Altersarmut betroffen sind, bzw. für Alleinstehende und Alleinerziehende.

Wie das Planungsbüro ausführte, steht bei dieser Quote nicht zu befürchten, dass „soziales Nomadentum“ (so wörtlich in der Präsentation) befördert würde – eine Befürchtung, die gerne mehr oder weniger explizit von Vertreter*innen der CDU-Ratsmehrheit vorgetragen wird, die wir aber sowieso nicht teilen können, zumal sich in dieser Terminologie des Planungsbüros eine menschenverachtende Haltung gegenüber Arme ausdrückt.[1] Außerdem sei so, das Planungsbüro weiter, auch sichergestellt, dass Kapazitäten wegen zunehmender Altersarmut und des Zuzugs Geflüchteter existieren, um mit dieser Situation als Stadt dann klarkommen zu können.

„Um die bislang ausgewogene Bevölkerungsstruktur in Kerpen erhalten zu können, begrüßt die DIE LINKE die hier ausgesprochene Empfehlung des Planungsbüros, ab sofort 58 WE an Sozialwohnungen jährlich bis 2035 beim Wohnungsneubau vorzusehen“, so Annetta Ristow. „Dies entspricht der von uns in der Vergangenheit immer wieder vorgetragenen Notwendigkeit, mit einer festen Quote von mindestens 30% für mit öffentlichen Mitteln geförderten Wohnungsbau in allen Neubaugebieten Kerpens zu planen, um so für alle Einwohner*innen Kerpens den Bedarf auch an bezahlbarem Wohnraum decken zu können.“

Es bleibt zu hoffen, dass die Totalblockade der Mehrheitsfraktion im Rat gegenüber Anträgen von uns in dieser Sache nun ein Ende findet. Denn: Wohnungsbau besitzt nicht nur eine ökonomische, sondern immer auch eine soziale und ökologische Dimension. Wohnungsbau lässt sich eben nicht losgelöst von sozialen oder ökologischen Aspekten, gleichsam im luftleeren Raum, planen.

 

[1] Vgl. etwa Hannah Arendt, 2017, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, Piper Verlag, S. 322.